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Übergänge

- zwischen Sorgen und Neugierde

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Teil 3

Was hat das jetzt alles damit zu tun, wie es mir mit Lebensübergängen wie Schuleintritt der Kinder, Berufswechsel oder Umzug geht?

Unsere pränatalen (vorgeburtlichen) und perinatalen (während der Geburt) Erfahrungen bilden sozusagen die Vorlage dafür, wie wir später auf wichtige Übergänge und tlw. unausweichliche Veränderungen reagieren.

Neugeborenes in den Armen der Mutter.png

Ein Beispiel:

Wenn ich als Bauchbaby den Geburtsbeginn selbst bestimme, die Wehen als hilfreiche Unterstützung erlebe, gut mit meiner Mama in Kontakt bin und mich eine Neugierde auf die Welt da draußen antreibt, habe ich während dieses extremen Übergangs viele positive Erfahrungen gemacht. Ich fühlte mich bereit für dieses Projekt, hab das Vertrauen in mein Tempo mitgenommen, konnte mich als stark und fähig erleben und habe abgespeichert, dass Unterstützung von Anderen angemessen und hilfreich ist und ich in Verbindung bleibe.

Wenn ich hingegen

als Baby nicht bereit bin, den Mamabauch zu verlassen, weil sich die Welt da draußen aus irgendeinem Grund bedrohlich anfühlt, mache ich die Erfahrung, dass durch die Einleitung der Wehen andere für mich entscheiden und meine Ängste übergehen. Ich bin nicht ernstgenommen und fühle vielleicht die Verbindung zu meiner Mama nicht oder nicht gut. Das bringt mich in Einsamkeit und Not, vor allem, wenn die medikamentös gesteuerten Wehen sehr stark sind und ich mich hilflos ausgeliefert fühle. Anstatt eines stärkenden Geburtserlebnisses erfahre ich mich als schwaches, verletztes Menschlein hineingestoßen in diese fremde Welt.

Natürlich ist dieses Beispiel sehr vereinfacht dargestellt und soll lediglich mögliche Zusammenhänge illustrieren. Tatsächlich birgt so eine Geburtserfahrung mannigfache Facetten und Erfahrungsmöglichkeiten. Es gibt auch keine zwingende Kausalität wie „Jedes Baby, das eine Geburtseinleitung erlebt hat, fühlt sich gedrängt.“ usw. Jede Situation ist einzigartig, jede Mutter und jedes Baby ist anders. Deshalb darf man immer wieder ganz neu hinschauen, was denn gerade dieses Baby in dieser Situation erlebt hat und welche Erfahrungen es daraus mitgebracht hat.

Zurück zu den Übergängen: Wenn ich mich nun also vor der Notwendigkeit sehe, meinen Job zu wechseln, können Erfahrungen aus meiner Geburt aktiviert werden. Habe ich den Übergang in die neue Lebenswelt außerhalb von Mamas Bauch damals als bedrohlich erlebt, verbunden mit Angst, Alleinsein und Übergriffigkeit, sehe ich den Jobwechsel möglicherweise durch diese Brille.

Mein Körper hat gespeichert, dass Übergänge Gefahr bedeuten. Befinde ich mich in einer ähnlichen Situation wie damals, reagiert mein Körper heute so, wie er es schon kennt: Ich habe Angst vor dem, was kommt. Bin noch nicht bereit. Ich fühle mich der Situation ausgeliefert, hilflos und glaube, dass ich selbst nichts verändern kann. Mein Herz klopft, mir wird schlecht, wenn ich an den neuen Job denke und vor Schwäche und Müdigkeit komme ich kaum aus dem Bett.

Wenn ich jedoch eine andere „Vorlage“ für das Erleben von Übergängen habe, dann freue ich mich auf den neuen Job und gestalte den Wechsel aktiv mit. Ich werde hilfreiche Unterstützung haben oder danach fragen können und voll Vertrauen in den neuen Lebensabschnitt gehen.

Die erfreuliche Nachricht ist, dass wir jederzeit alte Handlungsmuster verändern können, wenn sie uns heute nicht mehr dienlich sind oder uns sogar im Weg stehen. Wir brauchen nur ein schützendes, liebevoll begleitendes Umfeld und die Bereitschaft, hinzuschauen und zu entdecken, was da verborgen liegt. Dabei dürfen wir ganz der Weisheit unserer Seele und unseres Körpers vertrauen, dass sich genau das zeigt, was jetzt hilfreich ist und nur in dem Ausmaß, wie wir es aktuell bewältigen können.

Ganz konkret beschäftigt uns

als Familie momentan der tägliche Übergang beim Einschlafen abends. Wenn mein Mann und ich nach vielen Jahren Familienbett etwas mehr Freiraum brauchen, fällt es unseren Kindern phasenweise schwer, im eigenen Bett einzuschlafen. Verschiedene Ängste und Sorgen tauchen auf. Neben Nachtlicht, sanfter Musik und ausreichend Gesprächsraum für aktuelle Nöte und Erlebnisse hat es uns sehr geholfen, die ganz frühe Geschichte unserer Kinder individuell zu erforschen.

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Mit vertrauensvoller Begleitung konnte eines unserer Kinder beispielsweise zeigen, dass es beim Übergang ins Leben und dem Platzfinden in der Gebärmutter verschiedene Herausforderungen meistern musste, die es als schwierig erlebt hat. Diese Erfahrungen werden beim Schlafengehen manchmal wieder wachgerufen und die alten Gefühle sind wieder da.

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Ein geschulter Blick erkennt viele solche Botschaften im Spiel der Kinder und in ihrer Körpersprache. Mir als Mama hilft dieses Verstehen und Wertschätzen, was unser Kind damals erlebt hat. Wenn beim Einschlafen als Übergang zwischen zwei Welten wieder mal Traurigkeit auftaucht, spreche im mit unserem Kind offen darüber, dass es damals schon so viel erlebt hat. Und dass es lange damit allein war. Aber heute ist es anders. Heute ist es schon älter und hat viel mehr Handlungsspielraum.

Heute teile ich die Erfahrungen unseres Kindes und trage sie im Herzen.

Und das tut so gut! Uns beiden. Das schweißt uns zusammen und stärkt unsere Beziehung.

Nun wäre es doch super, wenn wir nicht alle unsere belastenden und traumatischen Erfahrungen Jahre lang mittragen müssten, sondern schon präventiv etwas tun könnten. 

Mit der

vorgeburtlichen Beziehungsförderung (Bindungsanalyse nach Hidas und Raffai)

gibt es genau diese Möglichkeit! Schon während der Schwangerschaft wird Mama und Ungeborenem die intensive Begegnung auf einer ganz besonderen Ebene ermöglicht. Sie werden dabei unterstützt, eine tragfähige Beziehung aufzubauen. Mama und Bauchbaby sind in direktem Dialog und bekommen wertvolle Einblicke in die Lebenswelt des anderen. Belastende Erfahrungen können entsprechend aufgefangen und integriert werden.

Das alles hat zahlreiche positive Auswirkungen auf Baby, Mutter, Geburtsverlauf und die weitere Entwicklung.

Ich erlerne diese wunderbare Schwangerenbegleitung gerade und freue mich über jedes Eltern-Kind-Paar, das in den Genuss dieser Erfahrung kommt.

Aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal mehr!

Aus meiner persönlichen Erfahrung mit Übergängen kann ich sagen, dass mir jedes Puzzlestück aus meiner ganz frühen Geschichte weiterhilft, mich besser zu verstehen. „Ich fühle mich dem, wie ich gemeint bin, viel näher.“ (Kathrin Sieder)

So kann ich mein Potential Stück für Stück entfalten und immer mehr zu der werden, die ich eigentlich bin.

Für alle Neugierdsnasen

unter euch gibt es hier mehr Infos:

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www.im-vertrauen-verwurzelt.at

(Projekt Lebenswelt Mamabauch)

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www.bindungsanalyse.at

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www.ippe.at

Ich möchte die Angst vor dem Übergang, vor dem Aufbruch ins Unbekannte positiv bereichern – also mich mit Angst, Neugierde und Zuversicht an Bord auf die Veränderung einlassen! Gelingen kann das natürlich wesentlich leichter im Vertrauen verwurzelt.

Denn wie schon J. Kentenich gesagt hat: „Wer Vertrauen hat, hat alles.“ 😊

Herzlich,

eure Magdalena

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